Warum Orcas trotzdem satt werden?

Jonas ist 12 Jahre und geht seit dem fünften Schuljahr ins Gymnasium. Die schulischen Anforderungen sind hoch. Zwei Fremdsprachen, einige Lernfächer, viel mehr Hausaufgaben als in der Grundschule. Er gibt sich Mühe, lernt, eigentlich läuft es im Großen und Ganzen. Aber manchmal kommt er einfach nicht weiter und er weiß nicht, wie er seine Aufgaben erledigen soll. Anfangs versucht er noch es irgendwie selbst hinzubekommen. Sein Ehrgeiz oder die Angst vor schlachten Noten lassen ihn nicht um Hilfe bitten.

Ein anderes Beispiel: 

Kennen Sie Compare von Google? 

Das war die Idee eines Vergleichsportales für Finanzdienstleistungen. Ein grandioser Misserfolg – nicht einmal in den USA hat sich das Angebot durchgesetzt. Misserfolge gehören eben einfach dazu, kein Unternehmen ist davor sicher. Nicht einmal Google. 

Die Frage ist nur, wie man mit Niederlagen und drohenden Misserfolgen umgeht? Wie soll man reagiert, wenn Dinge aus dem Ruder laufen? Wie geht Google mit Entwicklungen um, die aus dem Ruder laufen? Google macht es sich einfach, sie nehmen sich Vorbilder aus der Natur. Kurz, sie kopieren eine bereits erfolgreiche Strategie. 

Fahren wir also zum Südpol und beobachten einen Orca bei der Jagd. 
Da schwimmt der Orca vor der Eisscholle auf und ab und beobachtet die Pinguine, die ungeduldig darauf warten ins Wasser zu springen. Sie müssen ja ins Wasser - sie und ihre Jungen haben Hunger. Und der Orca wartet und wartet, aber kein Pinguin springt. Bis es der erste nicht mehr aushält und es doch tut.  Und was macht in der Sekunde der Jäger – er macht nichts, er wartet weiter. Denn wenn er jetzt zuschnappen würde, würden alle anderen Pinguine an Land bleiben. Und der Orca würde nicht satt werden. Nein, der Orca wartet bis alle Pinguine im Wasser sind und beginnt erst dann sein Festmahl.

Deshalb gibt es bei Google den "Pinguin Award". Dem Ersten, der eine Fehlentwicklung erkennt und diese ausspricht, wird nicht passieren (oder in unserem Beispiel: er wird nicht gefressen). Im Gegenteil, dieser Mitarbeiter bekommt einen Preis. Er bekommt die ganze Aufmerksamkeit des Unternehmens und ihm wird mit Stolz die Auszeichnung überreicht. Denn er hat dem Unternehmen viel Ärger, Zeit und Geld gespart. Jetzt liegen nämlich die Fakten auf dem Tisch und man kann richtig und angemessen reagieren. Denn eins ist klar: der Überbringer der schlechten Nachricht ist nicht für den Sachverhalt verantwortlich. Nur für das Aussprechen. Er bringt Klarheit und Ehrlichkeit in das System. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Und dafür sollte niemand bestraft werden – im Gegenteil.

Wenn Sie also das nächste Mal erkennen, dass etwas nicht so läuft, wie es erwartet wird, dann sagen sie das. Laut, klar und deutlich. Nutzen sie die Chance allen einen ungetrübten Blick auf die Dinge zu ermöglichen. Nur so können richtige Entscheidungen getroffen werden. Und ihr Job ist es, das zu ermöglichen. 

Sie müssen dafür nicht mal ins kalte Wasser der Antarktis springen und sich fressen lassen. 

 

 

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