Warum Kennzahlen gefährlich sind?

Stellen Sie sich vor, sie wollen ein paar Tage wegfahren und haben niemanden, der sich um ihre Pflanzen kümmert. Sie fragen das Internet und auf einer Wetterseite erfahren sie, dass die Regenwahrscheinlichkeit in den nächsten Tagen bei 80% liegt. Sehr gut denken sie, stellen ihre Pflanzen in den Garten und fahren in den Kurzurlaub. Als sie ausgeruht und entspannt wieder heimkommen, sind alle Pflanzen kaputt. Obwohl die Vorhersage richtig war. Was ist passiert?

Sie sind der falschen Kennzahl auf den Leim gegangen. Die Regenwahrscheinlichkeit sagt nämlich nur aus, ob es regnet oder nicht. Sie sagt nichts über die Menge aus. Das ist aber entscheidend für die Pflanze. Hätte es nur einmal richtig geregnet, wäre ihr Plan aufgegangen und alle Pflanzen hätten ihren Urlaub überlebt. So hat es jeden Tag ein bisschen getröpfelt und am Ende mussten sie die Pflanzen entsorgen. 

Warum also auf Kennzahlen hören?

Oder stellen sie sich vor, dass die Vereine der Fußballbundesliga die Sieg- und Meisterschaftsprämien für ihre Spieler abschaffen. Stattdessen werden für jeden Spieler individuelle Zielvereinbarungen getroffen. Der Torhüter darf maximal 0,87 Gegentoren pro Spiel aus Standardsituationen kassieren. Der Mittelstürmer soll in 34 Saisonspielen mindestens 26 Treffer erzielen. Der linke Verteidiger erhält eine "persönliche Balanced Scorecard", seine Prämie setzt sich aus der Anzahl gewonnener Zweikämpfe, aus der Verhinderung von Gegentoren über die linke Seite, aus der Verhinderung von gegnerischen Eckbällen von links, und zu fünfundzwanzig Prozent aus angekommenen eigenen Flanken für die Stürmer zusammen. Absurd? Ohne Frage.

In den 80‘er hatten die Wirtschaftsexperten in der ehemaligen DDR ein Kennzahlensystem aufgebaut, wonach die Volkseigenen Betriebe monatlich ungefähr 88 Kennzahlen zu melden hatten und darüber geführt wurden. Das Ergebnis ist bekannt.

Sollten wir aber deshalb auf Kennzahlen verzichten? Nein, Kennzahlen können uns helfen richtige Entscheidungen zu treffen. Dabei ist es aber wichtig zu wissen, was Kennzahlen aussagen, welche Zusammenhänge sie widerspiegeln und in welchem Umfeld sie zu sehen sind. Sie müssen verknüpft sein mit der Eigenverantwortung der Beteiligten. Mit anderen Worten werden die "soft facts" der Führung sinnvoll kombiniert mit den "hard facts" der Kennzahlen? 

"Den Ball abspielen" zum besser positionierten Kollegen, unabhängig von den Auswirkungen auf die persönliche Kennzahl – nur so wird man ein Spiel auch gewinnen.

 

 

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