Bequem ist ja so einfach
Ich lese aufmerksam die Bedienungsanleitung meines neuen Handys. (Wie bei so vielen vor mir…meins ist mir runtergefallen. Die Reparatur würde mich fast 300 Euro kosten. Ein neues bekomme ich für einen Euro und einer Vertragsverlängerung, bei der ich nochmal 5 Euro pro Monat spare. Aber das ich ein anderes Thema). Ich lese also das Handbuch und merke, dass ich alles ändern kann. Jede denkbare Funktion ist konfigurierbar, vom speziellen Klingelton für meine Schwiegermutter bis zum Lautstärke des Kameraverschlusses. Wie viele Einstellungen ich angepasst habe? Sie ahnen es: Keine einzige (Obwohl ich beim Klingelton echt überlegt habe. Aber auch das ist eine andere Geschichte).
Warum ändern wir so selten unsere Gewohnheiten?
Dabei bin ich kein Technikidiot. Ich bin vielmehr ein Opfer der Standardeinstellung – nach der Devise: Ja nichts ändern, passt doch alles.
Eine Standardeinstellung ist wie ein weiches Kissen, wie die ausgelatschten Schuhe, die man schon seit Jahren hat, wie immer der gleiche Wein im immer gleichen Restaurant. Sie ist einfach bequem.
Wir bleiben selbst dann beim Althergebrachten, wenn es keinen Sinn mehr macht. Wenn Kunden ausbleiben, wenn Konkurrenten besser werden und auf der Überholspur unterwegs sind. Wenn die eigene Ehe zu scheitern droht.
Doch warum ist das so? Neben purer Bequemlichkeit spielt der Kontrollverlust eine wichtige Rolle. Jede Konzession, jede Änderung wird als Verlust empfunden. Ein Verlust an Reputation, ein Verlust an Macht, ein Verlust an Status, ein Verlust an Routine. Macht jedoch die Gegenpartei eine Konzession, so fühlt sich das an wie ein Gewinn. Sich zu bewegen, fällt damit doppelt schwer. Und so haben wir eine Tendenz am Bestehenden festzuhalten, selbst wenn es uns zum Nachteil gereicht.
Übrigens: ich habe inzwischen den Klingelton geändert – macht ja Sinn.
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