Warum Teams träge sind

Maximilian Ringelmann, ein französischer Ingenieur, untersuchte 1913 die Leistung von Pferden. Er fand heraus, dass die Leistung zweier Zugtiere, die gemeinsam einer Kutsche vorgespannt werden, nicht doppelt so hoch ist wie die Leistung eines einzelnen Pferdes. Überrascht von diesem Ergebnis dehnte er die Untersuchung auf Menschen aus. Er ließ mehrere Männer an einem Tau ziehen und maß die Kraft, die jeder einzelne entfaltete. Im Durchschnitt investierten Personen, die zu zweit an einem Tau zogen, nur je 93% der Kraft eines einzelnen Tauziehers; wenn sie zu dritt zogen, waren es nur noch 85%, bei acht Personen nicht mal mehr die Hälfte.

Man nennt diesen Effekt ‚soziales Faulenzen‘. 

Er tritt dort auf, wo die Leistung des einzelnen nicht sichtbar ist, zum Beispiel bei Ruderern, nicht aber bei Staffelläufern. Soziales Faulenzen ist eine Form von Betrug, der wir uns alle schuldig machen. 

 

Überraschend ist nicht, dass die Leistung zurückgeht, sondern dass sie nicht auf Null fällt. Nullleistung würde nämlich auffallen – und von der Gruppe nicht toleriert werden. Soziales Faulenzen kommt aber nicht nur bei körperlichen Leistungen vor. Auch geistig können wir faulenzen, zum Beispiel in Sitzungen. Je größer das Team, desto schwächer die Leistung des einzelnen. Aber das hat noch eine andere Auswirkung: Nicht nur die Leistung sinkt, auch die Verantwortung. In Gruppen werden tendenziell höhere Risiken eingegangen als von Einzelpersonen. „Ich trage ja nicht die ganze Schuld, wenn es schief geht“. Das ist auch der Grund, warum Projektfreigaben in der Regel von vielen Mitarbeitern unterschrieben werden. Gefährlich wird das immer dann, wenn es um große Investitionen geht. Oft mit der Folge, von Verzögerungen und großen Kostensteigerungen. 

 

Also, Teams verhalten sich anders als Einzelpersonen. Aber manchmal braucht man auch Gruppen. Nämlich immer dann, wenn unterschiedliche Fähigkeiten und Spezialisierungen benötigt werden. Sonst gäbe es ja keine Gruppe. Die Nachteile lassen sich aber entschärfen, indem die Leistung jedes einzelnen sichtbar gemacht wird. Individuell bewertet wird – und vor allem individuell gefördert und bezahlt. 

 

 

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